Wilde Achterbahnfahrt auf dem Kryptomarkt: Die Kryptowährung Bitcoin kletterte am Dienstagmorgen zunächst auf den höchsten Stand seit 4 Monaten – und brach dann wieder ein. Am Vormittag notierte die Cyberdevise zeitweise bei 52.600 Dollar auf der Plattform Bitstamp. Am Nachmittag setzten jedoch Gewinnmitnahmen ein, Bitcoin fiel daraufhin erneut um rund 15 Prozent und stürzte zeitweise sogar unter die 44.000-Dollar-Marke. Innerhalb weniger Stunden hat Bitcoin rund 8.000 US-Dollar an Wert verloren. Bitcoin droht damit der größte Tagesverlust seit dem Corona-Crash im März 2020. Der Kurs der Kryptowährung ist extrem volatil: Anfang Juli fiel Bitcoin kurzzeitig unter die 30.000-Dollar-Marke, stieg dann aber wieder um rund 70 Prozent an.
Im Zuge der Kursverluste von Bitcoin sind auch andere Cyberwährungen auf dem absteigenden Ast. Ethereum und Ripple fielen jeweils um mehr als 20 Prozent. Die beiden Kryptowährungen haben ihre Kurse seit Jahresbeginn vervielfacht und Bitcoin weit hinter sich gelassen. Krypto-Anleger brauchen derzeit starke Nerven.
Der Kurssturz kommt an einem historischen Tag für Bitcoin. Die digitale Währung Bitcoin wurde am Dienstag in El Salvador neben dem US-Dollar zum gesetzlichen Zahlungsmittel. Der zentralamerikanische Staat war das erste Land der Welt, das diesen Schritt unternahm, als ein entsprechendes Gesetz in Kraft trat. Das Gesetz sieht vor, dass jeder Händler Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren muss, wenn er technisch dazu in der Lage ist. “Das Debüt in El Salvador war nicht das, was sich die Investoren vorgestellt hatten”, so der Markt. Berichten zufolge gab es Probleme mit dem Download der Wallet “Chivo” in El Salvador. Darüber hinaus könnten die Behörden auf der ganzen Welt dazu übergehen, Bitcoin strenger zu regulieren.
Regierung von El Salvador kauft weitere 150 Bitcoin – und erntet Kritik von der Weltbank
El Salvadors Präsident Nayib Bukele versuchte derweil, sich die Bitcoin-Premiere als offizielles Zahlungsmittel am Dienstag nicht vermiesen zu lassen. Die Regierung des hochverschuldeten Landes kaufte am Nachmittag weitere 150 Bitcoin, wie Bukele via Twitter bestätigte. Der Präsident erklärte, man nutze den starken Kursverfall, um “zu niedrigen Preisen einzusteigen”. El Salvador hatte bereits 400 Bitcoin im Wert von rund 20 Millionen US-Dollar (Durchschnittspreis 50.000 US-Dollar) gekauft und sofort Verluste gemacht. Nun investiert das Land weitere 7 Millionen US-Dollar, um die eigenen Bitcoin-Bestände zu erhöhen und den durchschnittlichen Kaufkurs zu drücken.
Die Weltbank hat dieses Vorgehen deutlich kritisiert. Ein Sprecher der Bank betonte, dass El Salvador in keiner Weise bei seinen Bitcoin-Käufen unterstützt werde. Auch das Projekt, Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel zu akzeptieren, hat nicht den Segen der Weltbank. Bitcoin sei eine intransparente Währung, und seine CO2-Bilanz sei eindeutig negativ.
Die Einführung von Bitcoin werde dazu beitragen, die Gebühren und Transaktionskosten für die Bürger des Landes zu senken, argumentierte Bukele. Außerdem würden Bürger, die noch kein Bankkonto haben, Zugang zu der neuen Währung erhalten. Kritiker befürchten, dass dieser Schritt El Salvador in ein Paradies der Geldwäsche verwandeln könnte. Bukele versprach jedem Bürger des Landes einen Bonus von 30 US-Dollar, wenn er sich für die digitale Geldbörse “Chivo” anmeldet. “Es wird uns helfen, dass Verwandte und Kunden uns jetzt ohne Kosten Geld schicken können”, sagte ein Händler in El Zonte. Die Stadt strebt die Etablierung einer Bitcoin-Wirtschaft an und wird bereits als “Bitcoin Beach” bezeichnet. Allerdings wird dieses Ziel durch die manchmal noch recht langsame Internetverbindung in El Salvador gebremst.